Wie durch Qualifizierung Inklusion möglich wird! 

Herr Butros wurde im Jahr 2000 in Hasaka in Syrien geboren. Hier verbrachte er seine Kindheit und besuchte eine Regelschule. Um den Kriegswirren zu entkommen, floh Herr Butros mit seinen drei Geschwistern im Jahr 2015 nach Deutschland. Die Flucht dauerte zehn Tage und führte Herrn Butros mit einem Boot über das Mittelmeer nach Griechenland, von dort ging es zu Fuß, mit Bus und Bahn weiter nach Deutschland. Den Eltern gelang erst zwei Jahre später die Flucht. 

Nachdem die Familie das Asylverfahren durchlaufen hatte, wurde sie in Bad Hersfeld sesshaft. Aufgrund seiner von Geburt an bestehenden Beeinträchtigungen besuchte Herr Butros ab 2016 die Schule für geistige Entwicklung in Bebra und erwarb in bemerkenswerter Geschwindigkeit die deutsche Sprache. 

Nach der Schule wurde Herrn Butros 2018 von der Agentur für Arbeit die Aufnahme in den Berufsbildungsbereich der Sozialen Förderstätten e.V. bewilligt. Hier wurde Herr Butros in diversen Montagearbeiten beruflich gebildet und erprobte sich in der WfbM Bebra. Diesen Tätigkeiten ging Herr Butros zwar gewissenhaft nach, jedoch erfüllten sie ihn nicht. Gemeinsam mit den Fachkräften für berufliche Integration entwickelte Herr Butros seine persönliche berufliche Zukunftsplanung. 
 

Im Jahr 2021 entschloss sich Herr Butros infolgedessen zur Teilnahme an der Qualifizierung zur Pflegebegleitkraft, die vom FBI koordiniert und begleitet wird. 

Herr Butros nahm mit großem Interesse und hoher Motivation am Unterricht teil, sodass er sich mit der Unterstützung des FBI bereits im November 2021 im AWO Altenpflegezentrum Bebra in einem Praktikum erproben konnte. In kurzer Zeit gelang es Herrn Butros, sich mit der Tätigkeit des Pflegehelfers zu identifizieren, sodass er seine Arbeit 

mit großem Enthusiasmus und viel Einsatzbereitschaft ausübte. 

Dieses hohe Engagement fiel auch der Leitung des AWO Altenzentrums Bebra auf. Sie bot Herrn Butros zum 01.01.2022 eine betriebsintegrierte Beschäftigung (BiB) an. 

Ein BiB-Platz ist ein vertraglich gestalteter ausgelagerter Arbeitsplatz der WfbM, bei dem die AWO Herrn Butros für seine Arbeitsleistung entlohnt, dieser aber unter Gesamtverantwortung der Sozialen Förderstätten e.V. bleibt und durch den Fachbereich für berufliche Integration eine pädagogische, soziale und organisatorische Unterstützung erfährt. 
 

Um seine Fähigkeiten als Pflegebegleitkraft während der betriebsintegrierten Tätigkeit weiter zu fördern, nahm Herr Butros weiterhin an der Qualifizierung an den Beruflichen Schulen Am Obersberg teil. 

Hier erwarb Herr Butros u.a. Kenntnisse zu altersspezifischen Krankheitsbildern wie Demenz oder Diabetes Typ II. Er erlernte Pflegetechniken und pflegerische Unterstützungsmaßnahmen sowie die Gestaltung von Betreuungsangeboten für Senioren. Neben Inhalten der Ersten Hilfe und Hygienemaßnahmen wurden auch das Zubereiten diabetischer Kost und das Verrichten hauswirtschaftlicher Tätigkeiten gelehrt. 

Ein wichtiger Aspekt der Qualifizierung besteht im Austausch mit den anderen Schülerinnen und Schülern, die ebenfalls in der Pflege tätig sind sowie in der Möglichkeit, herausfordernde Situationen aus dem Arbeitsalltag mit den Lehrern besprechen zu können. 

Herr Butros erkannte für sich, dass er im AWO Altenzentrum „seinen“ Arbeitsplatz gefunden hatte, sodass sein Wunsch nun darin bestand, in ein sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis überzugehen. Um diesem Ziel näher zu kommen und um seine Fachlichkeit weiter zu verbessern, suchte Herr Butros gemeinsam mit den Fachkräften für berufliche Integration nach einer geeigneten Ausbildungsmaßnahme.

Eine schulische Ausbildung für einen Pflegehelferberuf war ihm aufgrund des fehlenden Hauptschulabschlusses verwehrt. Herr Butros entschied sich daraufhin für die Teilnahme an der Qualifizierung zum Betreuungsassistenten gem. §§ 53c, 43b SGB XI an der AWO Altenpflegeschule Burghaun. 

Das AWO Altenzentrum Bebra unterstützte Herrn Butros während der Qualifizierung, in dem es die Kosten für die Qualifizierung übernahm und ihn weiterhin im  Status der betriebsintegrierten 

Beschäftigung beließ. Im Dezember 2022 schloss Herr Butros die Qualifizierung erfolgreich ab. 

 

Um dem Ziel der Übernahme in ein reguläres Arbeitsverhältnis näher zu kommen, wurde Herr Butros daraufhin im AWO Altenhilfezentrum in die digitale Pflegedokumentation eingeführt und wurde in einem erweiterten Aufgabenfeld angeleitet. Auch diese Anforderungen erfüllte Herr Butros mit hohem Arbeitseinsatz und Engagement, sodass Herr Butros zum 01.10.2023 in ein reguläres Arbeitsverhältnis als Altenpflegehilfskraft wechseln wird. 

 

Zur Förderung des Arbeitsverhältnisses erhalten Herr Butros und die AWO Leistungen vom Landeswohlfahrtsverband Hessen (Budget für Arbeit) und vom Integrationsamt Hessen (HePas). 

 

Der berufliche Werdegang von Herrn Butros ist nicht nur vor dem Hintergrund seiner Migration und seiner Beeinträchtigungen außergewöhnlich, sondern vor allem weil er mit einer enormen Leidenschaft für die Arbeit mit Senioren und absoluter Willensstärke sein Ziel – nämlich den Sprung aus der WfbM in ein Arbeitsverhältnis auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu schaffen – erreicht hat. 

 

Wir freuen uns, dass wir Herrn Butros bei seinem Weg der beruflichen Qualifizierung und seiner Inklusion ins Arbeitsleben begleiten und unterstützen durften.